München · Redakteur Michael Albrecht zum Thema: „Die Augen ausbreiten“

Ein kalter Sonntagnachmittag im Winter: Der gemütliche Ohrensessel im Wohnzimmer, eine Leselampe, auf dem Tisch daneben eine Tasse Tee und dazu ein gutes Buch – Abschalten, entspannen. Denkste! Das Lesen soll nicht mehr der Entspannung dienen, sondern zum Sport werden. Je schneller, desto besser. Weltmeister im Schnelllesen gar. Bedauerlich, einfach bedauerlich! Wo bleibt dabei der Genuss?

Zugegeben: Das Schnelllesen kann, wenn es sich um reines Lernen oder Informieren während der Studien- oder Arbeitszeit handelt, durchaus von Vorteil sein, auf jeden Fall zumindest für den Arbeitgeber. Aber heißt es nicht in dem Artikel: „...mit zirka 5000 Wörtern pro Minute über einen Text gehen, dann verstehe ich vom Inhalt zirka ein Drittel“?

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Na prächtig! Jetzt stelle man sich einen Rechtsanwalt, Staatsanwalt oder Richter vor, der mit 5000 Wörtern pro Minute über den Sachverhalt geht und dann doch auch glatt ein Drittel davon verstanden hat. Möchten Sie den als Ihren Rechtsanwalt, als den gegen Sie tätigen Staatsanwalt oder über Sie entscheidenden Richter sehen? Ich nicht! Nein, ich denke, man muss auch in der heutigen Zeit nicht alles zu einem Sport machen. Unsere Zeit ist hektisch genug. Ich auf jeden Fall werde mich heute Abend mit einem Buch und einer Tasse Tee, vielleicht auch einem Glas Rotwein, in meinen Ohrensessel zurückziehen und ganz langsam lesen. So seh ich das.

Artikel vom 21.01.2010
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