Pinakothekenviertel „unfertig“ und versteckt

München - „Zu weit zum Laufen“

Die Referenten sind sich einig: Der zweite Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne darf nicht länger aufgeschoben werden. Von links nach rechts: Markus Michalke, Oskar Holl, Winfried Nerdinger, Nicolette Baumeister, Stephan Braunfels und Horst Haffner.

Die Referenten sind sich einig: Der zweite Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne darf nicht länger aufgeschoben werden. Von links nach rechts: Markus Michalke, Oskar Holl, Winfried Nerdinger, Nicolette Baumeister, Stephan Braunfels und Horst Haffner.

Seit Jahren liegt die Fertigstellung der Pinakothek der Moderne brach. Um dem Projekt neuen Schwung zu verleihen, hat das Münchner Forum den Architekten Stephan Braunfels, Winfried Nerdinger vom Architekturmuseum der TU, den ehemalige Baureferenten Horst Haffner sowie Markus Michalke von der Stiftung der Pinakothek der Moderne und Oskar Holl vom Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) am Dienstag zur öffentlichen Diskussion in die TU eingeladen.

Die Referenten forderten neben der Vollendung des Bauprojekts auch ein neues Verkehrskonzept. In der Pinakothek der Moderne liege vieles im Argen, klagte Nerdinger – und er muss es wissen, denn die Räume seiner Einrichtung befinden sich in dem weltberühmten Münchner Kunstmuseum. „Es gibt viel zu wenig Ausstellungsflächen“, kritisierte er. Um Sonderausstellungen veranstalten zu können, müssten immer wieder Exponate aus Platzgründen ausgelagert werden. Dies sei aufwändig und kostspielig. Zudem seien nicht genügend klimatisierte Depots vorhanden.

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Auch Braunfels, der das Gebäude entworfen hat, bezeichnete die Situation als „sehr unbefriedigend“. In ihrem derzeitigen Zustand sei die Pinakothek der Moderne ein „unfertiger Torso“. Es sei dringend nötig, den zweiten Bauabschnitt des Museums, den die Stadt bereits in den 90er Jahren abgesegnet hat, nun endlich umzusetzen.

Um das Verfahren zu beschleunigen, hatte die Stiftung der Pinakothek der Moderne im vergangenen Sommer von dem Architekten Gunter Henn einen neuen Entwurf für die Gestaltung des Areals anfertigen lassen, der in der Öffentlichkeit auf viel Kritik gestoßen war. Auch der BA hatte das Konzept abgelehnt, vor allem aufgrund der darin vorgesehenen Bebauung der Grünfläche vor dem Museum. Michalke versicherte jedoch: „Wir plädieren nicht dafür, dass Henns Vorschlag realisiert wird.“ Ziel der Aktion sei lediglich gewesen, die Debatte neu in Gang zu bringen und den bestehenden Entwurf von Braunfels zu überprüfen. In diesem sind bislang keine zusätzlichen Depotflächen vorgesehen. „Damals waren noch keine wechselnden Sonderausstellungen geplant“, erklärte der Architekt. Denkbar sei allerdings, die Freifläche vor dem Gebäude zu unterkellern und dort Raum für Archive zu schaffen.

Zentrales Problem sei außerdem die schlechte Anbindung des Museumsviertels an die Innenstadt, monierte Haffner. „Die Situation ist grotesk, man findet die Häuser vom Zentrum aus kaum“, sagte er. Michalke stimmte ihm zu: „Man muss sich dafür schämen, dass chinesische Touristen nach einem Besuch in München nicht wissen, wo die Pinakotheken sind.“ Für Heiterkeit unter den Zuhörern sorgte die Moderatorin der Veranstaltung, Nicolette Baumeister, als sie von einem Selbstversuch berichtete. Mehrfach habe sie bei der Alten Pinakothek Passanten nach dem Weg zur Pinakothek der Moderne gefragt. „Zwei von vier Leuten haben mir gesagt, die Strecke sei zu weit zum Laufen“, erzählte sie.

Einig waren sich die Referenten, dass zur besseren Orientierung ein neues Verkehrskonzept nötig sei. Ein Entwurf dazu liegt jedoch seit Jahren in der Schublade. „Im Mai 1982 hat die Stadt die Pläne verabschiedet“, sagte Holl. Vorgesehen war, die Einbahnregelungen in der Theresien-, der Gabelsberger und der Türkenstraße aufzuheben und den Tunnelausgang des Altstadtrings am Oskar-von-Miller-Ring zu verlegen. Bislang ist das Projekt allerdings an den Kosten gescheitert, die durch den Umbau des Tunnels entstehen würden.

Das Straßenkonzept der Maxvorstadt sei schachbrettartig angelegt und stamme aus dem frühen 19. Jahrhundert, erklärte Haffner. „Die Schäden, die in den vergangenen Jahrzehnten dort angerichtet wurden, müssen wieder gut gemacht werden“, mahnte er. Besonders unglücklich seien die Einbahnregelungen im Bereich der Pinakotheken, „das gibt diesen Straßen einen autobahnähnlichen Charakter.“ Holl erinnerte daran, dass diese Verkehrsführung ursprünglich als vorübergehende Maßnahme zu den Olympischen Spiele von 1972 eingeführt worden war. „Mit diesem Provisorium leben wir nun schon seit Jahrzehnten“, klagte er.

Braunfels sieht das Problem hingegen vor allem beim Altstadtring. „Um zu den Pinakotheken zu kommen, muss man über diesen furchtbaren Oskar-von-Miller-Ring“, sagte er und regte an, den Tunnel komplett zu schließen. Haffner räumte zwar ein, dass dies verkehrstechnisch möglich sei, warnte jedoch davor, dass neue Ideen die Diskussion weiter in die Länge ziehen könnten. Er forderte nachdrücklich das bestehende Verkehrskonzept müsse nun endlich realisiert werden, anstatt sich in Debatten zu verstricken.

Von Julia Stark

Artikel vom 26.03.2009
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