Auf die Biene gekommen

Erding · Imkerei 2021 - (k)ein Rentner-Hobby?!

Die Bienenfreune Erding bieten im Februar einen dreiteiligen Kurs an, bei dem man lernen kann, was man als Imker alles zu tun hat. Foto: Bienenfreunde Erding

Die Bienenfreune Erding bieten im Februar einen dreiteiligen Kurs an, bei dem man lernen kann, was man als Imker alles zu tun hat. Foto: Bienenfreunde Erding

Erding · "Vor gut 10 Jahren kam ich das erste Mal mit der Imkerei in Kontakt. Ich war damals Zuhörer bei einer sehr interessanten Einführung in die Hobby-Imkerei und ich ging seinerzeit im Anschluss an den Vortrag auf den Imker zu und erzählte ihm, dass Bienenhaltung das Hobby sei, dem ich mich widmen wollte, wenn ich dann mal in Rente gehe", erinnert sich der Vereinsvorstand der Bienenfreunde Erding, Dr. Michael Streng, schmunzelnd an seine erste Begnung mit der Imkerei zurück.

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Und wahrscheinlich ist das auch genau das Bild, das die meisten immer noch zumindest von der Hobby-Imkerei haben: Ältere Männer, die sich mit Rauschebart und Bienen-Pfeife im Mund beseelt um ihre Bienen kümmern. Die Realität sieht zumindest in Erding ganz anderes aus: Unter den Mitgliedern der Erdinger Bienenfreunde sind deutlich mehr Damen, als Herren und das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei weit unter 40. Das jüngste Mitglied ist gerade einmal neun Jahre alt.

Das Interesse an Bienen und der Imkerei (wobei die Gewinnung von Honig nicht zwangsläufig das Ziel der Bienenhaltung sein muss) nimmt gerade bei jungen Menschen stetig zu. Nicht zuletzt das Volksbegehren „Rettet die Biene“ hat daran einen spürbaren Anteil gehabt. Und mit der Veränderung der Zielgruppe verändert sich natürlich auch der Anspruch und die Vorstellung an die Rahmenbedingungen.

Der Kontakt zu Gleichgesinnten findet eben heute über WhatApp, Instagram und YouTube statt und nicht mehr (nur) über einen Imker-Stammtisch, bei dem ich bei meinem ersten Besuch von den Anwesenden (alle weit über 70-jährigen erst mal angesehen und behandelt wurde, als hätte ich mich im Lokal geirrt.

In vielen Vereinen ist es (spätestens seit den Corona-Einschränkungen) vollkommen selbstverständlich, dass Treffen auch in virtueller Form stattfinden können, dass die Organisation der Schulungen und das persönliche Coaching am Bienenkasten per WhatsApp stattfindet und Weiterbildungen natürlich wie alle anderen Trainingsformate auch mit Zoom und Teams funktionieren. Teilweise sogar besser als in zugigen und mit schlechter Technik ausgestatteten Hinterzimmern von Gasthöfen ... Große Imker-Schulen (wie zum Beispiel die Prof. Ludwig Armbruster-Imkerschule, die bisher ausschließlich Berufs-Imker ausgebildet hat, bietet „dank“ Corona jetzt auch Anfängern und Hobby-Imkern hoch-qualitative Imkerei-Seminare per Live-Stream an und auf YouTube finden sich alleine im deutschsprachigen Angebot Dutzende von Anbietern (wobei hier natürlich wie so oft auch viel Unsinn verbreitet wird).

Überhaupt können auch die Bienenfreunde in Erding feststellen, dass der Zwang, daheim zu bleiben und sich mit dem zu beschäftigen, was vor Ort möglich ist, der Imkerei durchaus Zulauf gebracht hat. Offenbar liegt alles, was man selbst machen und damit verantworten kann, im Trend. Brot backen, Bier brauen. Marmelade wie zu Omas Zeiten einkochen und eben auch Honig selbst ernten. Mit dem Unterschied, dass man als Imker natürlich auch die Verantwortung für Lebewesen übernimmt, die gepflegt, gefüttert und gegen Krankheiten geschützt werden wollen und müssen.

Denn auch das gehört leider zur Realität: ohne die Fürsorge des Imkers würden mehr als 90 Prozent der Bienenvölker den Winter durch die Belastung mit den vor ca. 40 Jahren eingeschleppten Varroa-Milben und den daraus resultierenden Krankheiten nicht überleben. "Wie ging das damals bei mir nach dem oben erwähnten Vortrag weiter? Der Referent sah mich entgeistert an und fragte: Warum um Himmels Willen denn erst nach der Verrentung? Alle Einwände wie: Beruf, drei Kinder, schon zahlreiche andere Hobbys ließ er nicht gelten und rechnete mir vor: Pro Volk und Jahr brauchst Du ca. zehn Stunden. Das schaffst Du. Diese Zahl liest man in vielen Büchern und das ermutigte mich", erinnerte sich Dr. Michael Streng zurück und weiter: "Wenige Wochen später hatte ich meine erste Beute (die Kiste, in der die Bienen leben) und der Referent schenkte mir mein erstes Bienenvolk. Und ganz wichtig, er begleitete mich mit Rat und Tat durch die ersten zwölf Monate meiner Imker-Karriere. Ohne diese Hilfe wäre ich wahrscheinlich nicht dabeigeblieben. Heute habe ich zwischen sechs und zehn Völker auf meinem Dach, leite die Erdinger Bienenfreunde als 1. Vorsitzender und versuche die Begeisterung an die jungen ImkerInnen weiter zu geben, die mir damals von meinem Imker-Paten eingepflanzt wurde", so Dr Michael Streng.

Um weitere Imker und solche die es werden wollen, für den Verein zu gewinnen, findet im Februar eine Online-Schulung statt, diese wird am 10., 17., und 24. Februar jeweils um 19 Uhr gezeigt.

Anmeldung und weitere Infos gibt es über die Homepage www.imker-erding.com Die Teilnahme am Kurs kostet 30 Euro für alle drei Abende, für Vereinsmitglieder ist der Kurs frei. Die Praxis findet dann, sobald das wieder erlaubt ist, am vereinseigenen Lehrbienenstand in Altenerding statt.

Zum Verein: Die Bienenfreunde Erding e.V. sind ein gemeinnütziger Verein, der sich zur Aufgabe gemacht hat, möglichst viele Menschen für die Belange der Bienen zu sensibilisieren. Eine der Aufgaben besteht in der stetigen Ausbildung junger Imkerinnen und Imkern.

Artikel vom 29.01.2021
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