Da schau her! Ein Münchner sagt seine Meinung

München · Albrecht Ackerland über Überwachungsumzug

Wäre es nicht so traurig, ich könnte mich das ganze Jahr über immer wieder über die Münchner Polizei amüsieren. Leider eben nicht, weil ich ein paar alte Viertelsheriffs kenne, die bekannt sind für Augenmaß, Weitsicht, freundliche Lachfältchen und Augen, die sich auch mal einzeln zudrücken lassen. So will es eigentlich das Klischee vom Münchner Schandi. Es gab sie einst tatsächlich, diese durchaus wichtigen Autoritäten, die sich bewusst waren, was sie tun, was sie zu tun hatten, was sie nicht zu tun brauchten, und was sich von selbst am besten regelt.

Doch heute hält die Münchner Polizei beide Augen weit offen, so wie es wir Bürger angeblich von ihr verlangen. Und weil die vielen Augen der gefühlt sehr vielen Polizisten nicht reichen, dafür hat die Münchner Polizei ein sehr liebes Lieblingsspielzeug: die Überwachungskamera. Ein Allheilmittel in ihren Augen.

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Vor nicht besonders langer Zeit wurden am Orleansplatz jene Kameras aufgestellt – gegen die Süchtigen, gegen die Rumlungerer. Das hat so sehr geholfen, dass diese – aus Sicht der Polizei „Problemmenschen“ – weitergezogen sind. Jetzt lungern sie am Sendlinger Tor. Sie schauen nicht einladend aus, ich habe keinen großen Drang für einen Ratsch. Es muss auch wirklich nicht sein, dass jemand um zehn in der Früh schon einen Schnapsrausch hat. Aber solange sie mir und anderen nichts tun: Wo ist das Problem? Aber wir hatten es schon: die Liberalitas Bavariae ist die Sache der Polizei nicht.

Sie hat dafür erkannt, wie wir die Lungerer vom Sendlinger Tor verscheuchen können, wohin ist ja egal, Hauptsache weg. So einfach geht das aber nicht. Deshalb werden jetzt die Kameras am Orleansplatz abgebaut und am Sendlinger-Tor-Platz wieder aufgebaut. Das nenne ich eine Maßnahme mit Augenmaß und Weitsicht. Es würde für einen Witz taugen. Wäre die ganze Philosophie dahinter nicht so traurig.

Artikel vom 15.04.2010
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