München · Da schau her! Albrecht Ackerland über Valentinstage

Die Liebe ist ein zartes Pflänzchen, das gegossen werden will. Das konnte ich immer lesen, wenn ich bei meiner Großmutter selig auf dem Sofa saß, der Spruch war auf ein Kissen gestickt. Ich dachte mir als kleiner Bub immer: Was haben's denn alle, es regnet doch eh so viel!? Damals wusste ich noch nicht, dass eine andere Weisheit Gültigkeit hat: Geschenke erhalten die Freundschaft. Wäre ich ohne jede Romantik, ich könnte jenes Gsatzl noch weitertreiben: Große Geschenke erhalten die Liebe.

Mit Sicherheit steckt auch hier Wahrheit drin, denn jeder Mensch kann noch so fürsorglich mit seinen Liebsten umgehen, so zart, so zuvorkommend: Ein Strauß Rosen bleibt aber eben ein Strauß Rosen. Lebte meine Großmutter noch, ich stickte ihr eigenhändig den Satz aufs Kissen: Rosen sind Rosen. Weil sie aber nicht mehr lebt und weil ich mir schon Sorgen machen würde, wenn ich meiner eigenen Großmutter ein Liebesgeschenk zum Valentinstag unterbreiten würde, weil ich mich aber eben auch nicht ausgelastet fühle bei all der Liebe in mir, da habe ich mir etwas überlegt. Die Liebe ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es verschwendet – auch so ein Spruch, und als ich ihn wieder einmal gelesen habe auf der Toilette in meinem Sprüchekalender, da war mein Plan geboren.

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Es mag ein Fest des Konsums sein, ein nächster Anlass für den Handel immer neuen Ramsch loszuwerden, dieser Valentinstag. Trotzdem: Von nun an bekommt in jedem Jahr eine andere Frau eine kleine Aufmerksamkeit von mir. Und um jeglichen Bedenken zuvorzukommen, ich drifte vollends ab in das Vorstadtcasanovatum, ob blond, ob braun und all diese Dinge – ich werde streng systematisch vorgehen. In diesem Jahr ist der Buchstabe A dran.

Das trifft sich ohnehin gut, denn in meinem Haus wohnt eine Frau Auberger, sie ist sehr einsam und schon ein wenig älter, ihr tut so eine Pralinenschachtel sicher gut. Ich bekomme meinen Kaffee, sie hat eine Träne im Auge und erzählt, wie das so war auf der Auer Dult 1957. Im Radio läuft „Love is in the Air“, auf dem Sofa liegt ein Kissen mit Spruchstick („Lass' mir doch mei Ruah“), und ich träume von meinem Rendezvous am Abend und stelle mir vor, wie das so sein wird, 2035 mit einer Frau Zacharias.

Artikel vom 11.02.2010
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