München · Da schau her! Albrecht Ackerland über Heimkommen

Wir könnten es uns ja leicht machen. Wir könnten sie als Grattler abstempeln. Und Grattler bleiben ihr Leben lang Grattler. Wir könnten darüber nachdenken, dass Menschen vielleicht doch unterschiedlich viel wert sind für unsere Gesellschaft – wer etwas leistet mit seiner Arbeit und seinem Dabeisein, der liefert ja dadurch schließlich auch einen Wert. Wir könnten Karten im Internet anlegen mit bunten Hinweispunkten, wo diese Menschen nun versuchen zu wohnen, auf dass es ihnen in der neuen Nachbarschaft nicht gelingen möge, denn die macht ihnen mit ziemlicher Sicherheit die Hölle heiß.

Sie, das sind Knackis, Straftäter, Menschen, denen etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Menschen können schlimme Sachen tun, uns als Gesellschaft unglaublich schaden. Deshalb bestrafen wir. Aber eine unserer größten Leistungen war, zu verstehen, dass es zweite Chancen geben muss, dritte, vierte. Denn wie sich Menschen zum Schlechten ändern können, so müssen wir zumindest daran glauben, dass sie es auch zum Guten schaffen.

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Konkret: Da hat einer großen Mist gebaut und hat in der Zeit, in der wir ihn uns entzogen haben, begriffen, dass der Mist tatsächlich groß war. Dumm nur, dass nun keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben will, außer diejenigen, die selbst Erfahrung mit Mist haben. Es kommt eins zum anderen. Wir machen es uns am Ende viel zu schwer, wenn wir den Grattler-Stempel rausholen. Die echten Grattler sitzen und werkeln sowieso ganz woanders.

Artikel vom 28.01.2010
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