Mitglieder des Vereins Navis engagieren sich vor Ort für die Erdbeben-Opfer

Goldach/ Hallbergmoos · Goldacher helfen in Haiti

Der Anfang der Hilfsaktion: Wolfgang Wagner, Vorsitzender von Navis (links) und Thomas Biehler vom Flughafenverein koordinieren die Hilfe.	Foto: ba

Der Anfang der Hilfsaktion: Wolfgang Wagner, Vorsitzender von Navis (links) und Thomas Biehler vom Flughafenverein koordinieren die Hilfe. Foto: ba

Goldach/ Hallbergmoos · Die ganze Welt blickt seit Tagen nach Haiti, wo ein Erdbeben verheerende Schäden und fast unbeschreibliche Not auslöste. Der Verein Navis mit Sitz in Hallbergmoos und Moosburg ist einer der Beteiligten an der internationalen Hilfsaktion. Von der Feuerwehr Goldach sind derzeit bereits der Berufsfeuerwehrmann Stephan Zobel und Flugsicherungsingenieur Mark Hübner in Haiti im Einsatz. Hübner wird in den nächsten Tagen nach Hause zurückkehren.

Dafür begibt sich der Berufsfeuerwehrmann Markus Ecker, Sohn des Goldacher Kommandanten Karl Ecker, dieser Tage mit dem zweiten Hilfstrupp auf die Reise in das Krisengebiet.

Haiti – »Helfen, wo Hilfe gebraucht wird«

Das Einsatzgebiet der Helfer ist eine Stadt mit 30.000 Einwohnern nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince, wo die acht Navis-Männer die ersten Helfer überhaupt waren. Schnell stellten die Team-Mitglieder, die 2004 bereits beim Tsunami in Sri Lanka im Einsatz waren, fest, dass die Katastrophe in Haiti deutlich schlimmer ist, als angenommen. Das Hauptproblem der derzeitigen Krisenregion ist vor allem, dass die Menschen schon vor dem Erdbeben kaum etwas besaßen.

Navis errichtete ein Feldlazarett, in dem der Navis-Arzt Dr. Thomas Geiner sowie Ärzte aus den USA und Kuba fast rund um die Uhr operieren. Das häufigste Krankheitsbild sind Frakturen und offene Wunden, wobei die Zahl der unvermeidbaren Amputationen noch immer sehr hoch ist. Die Mediziner müssen unter schwierigsten Bedingungen ihre Arbeit machen.

Ein weiteres wichtiges Projekt des Vereines, der aus der Berufsfeuerwehr des Flughafens entstanden ist, ist die Gewinnung von Trinkwasser. Navis erhielt eine Anlage von Kärcher zu einem Sonderpreis von 45.000 Euro, der über Spenden abgedeckt werden kann. Mit der Anlage werden in Haiti aus stark verschmutzem Wasser jeden Tag 6000 Liter Trinkwasser gewonnen. Am Ende der Aktion wird entschieden, ob der Verein die Anlage für künftige Kriseneinsätze mit nach Hause nimmt oder der dortigen Bevölkerung als Geschenk überlässt und Einheimische bei der Bedienung anlernt.

Vor allem in den ersten Tagen war die Situation vor Ort extrem kritisch. Auf dem Weg von der Hauptstadt Port-au-Prince ins Einsatzgebiet wurde der Navis-Trupp von einer Menschenmasse aufgehalten. Erfahrene Krisenhelfer wie der 46-jährige Zobel lösten diese gefährliche Lage aber schnell auf. »Die Menschen dort wollen nichts Böses, sie sind einfach nur verzweifelt«, sagt Tanja Voges, die als Pressesprecherin zum heimischen Navis-Hilfsteam gehört. Drei Personen in Goldach und Moosburg sind rund um die Uhr für das Helferteam in Haiti erreichbar. Sie koordinieren mit Zobel künftige Lieferungen besonders dringend benötigter Hilfsgüter. In den letzten Tagen berichtete das Navis-Team, dass der Schutz der UN-Soldaten aus Kuba mittlerweile abgezogen sei, weil sich die immer noch angespannte Sicherheitslage etwas gebessert habe.

»Unsere Arbeit beginnt erst, wenn die Helfer nach Hause kommen«, sagt Voges. Den Freunden, die derzeit psychisch und physisch weit über ihre Grenzen hinaus gehen, werden sie dann die Unterstützung geben bei der Erholung und der Verarbeitung der Bilder. Fotos von dem Einsatz bekam Voges bislang noch nicht, da die Haiti-Helfer für das Versenden von Bildern in die Heimat vier Stunden mit dem Auto fahren müssten. Diese Zeit hat dort niemand.

Zu Hause hat Navis bereits 90.000 Euro Spenden eingenommen, die für die Trinkwasseranlage und Hilfsgüter ausgegeben wurden. Dazu kommen Sachspenden wie die Benutzung von Frachtflugzeugen oder Flugbenzin im Wert von 50.000 Euro. Etwas enttäuscht musste Navis feststellen, »dass die fast zwanzig Millionen Euro Spenden der ZDF-Spendengala von den großen Hilfsorganisationen unter sich aufgeteilt wurden und ein Verein wie Navis keine Chance auf eine Unterstützung bekam«.

Der Verein mit dem Ziel, Menschen in Notgebieten die Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ist auf Spenden aus der Region angewiesen. Unter anderem beteiligte sich auch die Gemeinde Hallbergmoos mit 10.000 Euro. Navis ist im Internet erreichbar unter www.navisev.de. Dort findet man auch ein Tagebuch der Hilfsaktion.

Wer spenden möchte, das Spendenkonto des Vereins lautet: Navis e.V., Sparkasse Moosburg, BLZ 74351740, Konto 414000

Artikel vom 26.01.2010
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