Albrecht Ackerland über Wiesnbier

München · Da schau her!

Kürzlich hat mich wieder einer belehrt: Die Maß im Jahr 1950 hat 1,50 Mark gekostet. Was sind denn das dann eigentlich für Menschen, die heute 8 Euro 50, ach was, 17 Mark für eine Maß Bier zahlen? Ich zum Beispiel. Es ist ja immer einfach, das Fünfziger-Jahr herbeizubitten, wenn's um den Preis geht. Die Brezn: ein Fünferl. Der VW Käfer? 5.000 Mark. Was ein Haufen Geld war, weil die Leut' haben bestimmt keine lässigen 1.800 Euro verdient.

Trotzdem: 17 Mark für den dreiviertelten Liter Bier, schankunmoralisch gesehen, das ist schon ein bisserl viel. Vor allem, wennst als Münchner zu Fuß auf die Wiesn gehst, dann nämlich kostet dich der Weg nix und das Bier verhältnismäßig sehr viel. Anders schaut's so gesehen aus, wenn der Malcolm McDonnaway aus Cleveland, Ohio, daherfliegt. Da ist die Wiesnmaß dann schon fast Freibier. Außerdem verträgt der weniger, da erzähl ich Ihnen jetzt auch nix Neues.

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Anders als Durchschnittsbayer: Wennst bescheiden bist, dann reichen dir fünf Maß für ein Räuscherl. Und warum sonst geht man auf die Wiesn? Wegen einem Lebkuchenherzl wo „Ich bin dein Seppl“ draufsteht? Ich nicht.

Also fünf Maß Bier: Das sind 50 Euro mit Trinkgeld, und da hast aber noch nix gegessen und lächerlich machst dich auch noch. Erst einmal vor dir selbst machst dich zum Deppen, weil beim dritten Maßerl sing sogar ich langsam „Hölle, Hölle“, man kann ja gar nicht aus bei so was, Gruppenzwang, Stimmungstsunami. Und die Bedienung lacht dich noch viel mehr aus. Wegen der „Hölle“ nicht, wegen der „Sierra madre“ nicht, und wegen dem „Kornfeldbett“ schon gleich drei Mal nicht. Des ist Routine. Aber positiv beeindrucken kann man eine professionelle Bedienkraft auf dem Oktoberfest erst, wennst zehn, zwölf, vierzehn Maß trinkst, und danach deinen Hut nimmst und Pfia Gott sagst, als wäre nix gewesen.

Sagen wir also mal zehn Maß: Respekt wennst die packst – Geldbeutel-mäßig mein ich. Zehn Mal raus auf die Wiesn, zehn Mal geht ein jeder normaler Münchner raus, auch wenn er eigentlich kein einziges Mal hin wollte: Wennst also dann jedes Mal deine zehn Maß hast, dann bist deinen Tausender los.

Wird Zeit, dass das Bürgergeld kommt, Biermarken vom Einwohnermeldeamt reichten mir persönlich auch schon. Ist eigentlich komisch, dass darauf der Seehofer noch nicht gekommen ist, schließlich heißt es, es sei Wahlkampf.

Lieber Ministerpräsident: Wenn Sie diese Zeilen lesen – denken S' doch mal drüber nach. Der Söder sagt bestimmt „Gesundheit“ dazu! Und bis dahin: Zahlen wir halt, ist ja nur einmal im Jahr Wiesn.

Artikel vom 17.09.2009
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