Ein Masterplan für den Zoo

München · Hellabrunn wird schrittweise umstrukturiert und modernisiert

Die Tiere im Tierpark Hellabrunn fressen Christine Strobl und Rasem Baban nicht nur im übertragenen Sinne aus der Hand.	Foto: cr

Die Tiere im Tierpark Hellabrunn fressen Christine Strobl und Rasem Baban nicht nur im übertragenen Sinne aus der Hand. Foto: cr

München · München bekommt einen neuen Tierpark! Sozusagen. Die Münchener Tierpark Hellabrunn AG hat jetzt einen Masterplan für die kommenden 20 bis 25 Jahre erstellt, nach dem der Tierpark Stück für Stück umgebaut und modernisiert werden soll. Kostenpunkt: durchschnittlich 5 Millionen Euro jährlich.

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Am Dienstag haben Zoodirektor Rasem Baban und die Aufsichtsratsvorsitzende der Tierpark AG, die dritte Bürgermeisterin Christine Strobl, den 147 Seiten starken Masterplan vorgestellt. Elf Monate hat ein »interdisziplinäres Tierparkteam«, unterstützt von externen Planern, daran gearbeitet. Unter der Leitung von Rasem Baban soll das weitergeführt werden, was sein Vorgänger Dr. Andreas Knieriem angestoßen hat. Der Masterplan baut auf dem 2011 beschlossenen Ziel- und Entwicklungsplan des Tierparks auf.

Die Umstrukturierung hat bereits begonnen. Das neue Elefantenhaus ist ebenso Teil der Planungen wie die Bereiche »Mühlendorf« und »Polarzone«. Der 1911 eröffnete Tierpark soll wieder stärker als Geozoo ausgerichtet werden. Das hat eine konsequentere Zusammenführung von Tieren nach ihrer Herkunft zur Folge. So gibt es neben den Bereichen für Affen, Vögel und Fische die Aufteilung nach Kontinenten. Das Mühlendorf nimmt dabei den Platz für die europäische Tier- und Lebenswelt ein, das Elefantenhaus steht in »Asien«.

In den vergangenen Jahrzehnten sei diese Struktur immer mehr »verwässert« worden. Die Notwendigkeit zum Umbau nehmen die Betreiber des Tierparks jetzt zum Anlass, wieder zu den ursprünglichen Prinzipien zurückzukehren. Damit soll auch der Bildungsauftrag bedient werden, den der Zoo gegenüber den Besuchern erfüllen möchte. Die nämlich stehen bei der ganzen Planung im Mittelpunkt, denn ohne Besucher kein Tierpark. Knapp 2,1 Millionen zählte die Verwaltung im vergangenen Jahr – kein Rekord, aber ein Beleg für tendenziell steigende Resonanz.

Um den strengen Tierhaltungsrichtlinien zu genügen, muss der Tierpark investieren. Einige Anlagen werden nur noch geduldet, viele sind noch tolerabel. Aber das ist eben keine Zukunftsperspektive. Mit der Umsrukturierung geht auch ein neues Wegekonzept einher. Es wird einen großen Rundweg geben, der in die separaten Rundwege der einzelnen Lebensräume integriert wird. Den Tierpark im Verlauf nur eines Besuchs komplett zu erleben, wird schon jetzt schwierig, erstreckt er sich doch auf über 40 Hektar.

Im Tierbestand wird es Veränderungen geben. »Wir werden uns von Tierarten trennen«, erklärte Baban. So werde es in Hellabrunn keine Braunbären mehr geben, wenn Olga dereinst stirbt. Die neuen Bewohner des Tierparks werden ausschließlich in einem Artenschutzprogramm geführt. Sie sind vom Aussterben bedroht. Das betrifft auch die Tiere im Mühlendorf: Tiere, die in freier Wildbahn praktisch vor unserer Haustür leben – noch.

Der Masterplan umfasst 23 Module, die nach und nach umgebaut werden. Dabei sollen pro Jahr höchstens ein oder zwei Module angegangen werden, damit der Zoo nicht zu einer großen Baustelle wird. »Der Parkcharakter bleibt auf jeden Fall erhalten«, erklärte der Zoodirektor, Wasserflächen und Flussläufe würden mit einem relativ geringen Aufwand renaturiert.

23 Module sollen in den nächsten 20 Jahren umgebaut werden

Rechnet man die 5 Millionen Euro pro Jahr auf 20 Jahre um, wird der Umbau über 100 Millionen Euro kosten. Allerdings: »Der Tierpark wird nur auf vorhandene Mittel zugreifen und keine Kredite aufnehmen«, erklärt Christoph Schwarz von der Tierpark AG. »Mit dieser wirtschaftlichen Vorgehensweise planen wir zur Umsetzung des Masterplans einen Zeitraum von rund 20 Jahren ein, damit die notwendigen Rücklagen von durchschnittlich rund 5 Milllionen Euro pro Jahr gebildet werden können.«

Helfen könnte dabei ein »verstetigter Investitionskostenzuschuss seitens der Stadt München. Darauf hofft Christine Strobl. »Ein niedriger siebenstelliger Betrag wäre wünschenswert«, äußerte sie zurückhaltend, zeigte sich auf Nachfrage des Samstagsblatts jedoch optimistisch. Es habe bereits Gespräche mit der Kämmerei gegeben und auch im Stadtrat, der letztlich die Entscheidung trifft, hält sie eine Zustimmung für wahrscheinlich.

Auch wenn hier noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, sagt Rasem Baban: »Wir können sehr entspannt in die Zukunft schauen.« Er setzt auf den Masterplan, der im Aufsichtsrat einstimmig abgesegnet wurde. Biologische Vielfalt, Nachhaltigkeit und Tierschutz – darauf baut der Plan auf. »Wir wollen aufklären zu einer verantwortungsbewussten Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt als wichtige Grundlage für das zukünftige menschliche Wohlergehen«, sagt der Masterplan und sagt auch Rasem Baban. Und dafür bekommt München einen »neuen« Tierpark. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 01.04.2016
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