Skate- und Snowboardkurse für Flüchtlingskinder

München · Grenzen überfliegen

München · Sie kommen aus Ländern wie Somalia, Afghanistan oder dem Irak und fliehen vor Bürgerkriegen, Gewalt und Armut. Rund 10.600 Menschen mit Flüchtlingshintergrund leben derzeit in Deutschland. Hier angekommen sind sie zwar in Sicherheit, doch ihre Lebenssituation bleibt schwierig. „In den Flüchtlingsunterkünften herrschen Platzmangel und ständige Unruhe.

Darunter leiden vor allem die Kinder“, weiß Margit Papamokos, Leiterin der Kunstwerkstatt für Flüchtlingskinder bei Refugio München e.V. Hinzu kommen traumatische Erfahrungen, die die jungen Flüchtlinge oft nur schwer verarbeiten. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Kindern mit entsprechenden Freizeitangeboten den Alltag zu erleichtern“, so die Leiterin. Dies versuche man vor allem über Kunst- und Musikkurse. Weil aber auch sportliche Aktivitäten einen wertvollen Beitrag leisten können, kooperiert die Kunstwerkstatt seit kurzem mit der sportorientierten Jugendhilfe Brick e.V., die Sportworkshops für sozial benachteiligte Kinder anbietet. Zusammen haben die beiden Vereine das Projekt „cross the border“ ins Leben gerufen, in dessen Rahmen Skate- und Snowboardkurse für junge Flüchtlinge angeboten werden. Los gehen soll es im Frühjahr zunächst mit Skateboardkursen „Diese sind erst mal am einfachsten umzusetzen. Man kann gleich vor der Tür loslegen und muss die Kinder nicht aus ihrer vertrauten Umgebung rausreißen. Im kommenden Winter sollen dann Snowboardkurse hinzukommen“, so Papamokos.

Die Idee zu der Zusammenarbeit stammt von Boris Schmelz, dem Vorsitzenden von Brick e.V., der in Haidhausen sitzt. „Durch den Austausch mit einer Gruppe von Pflegeeltern kam ich auf den Gedanken, dass unser Konzept auch für Flüchtlingskinder das Richtige sein könnte. Daraufhin habe ich bei der UNO-Flüchtlingshilfe angefragt, wer in München zuständig ist und bin so auf Refugio und die Kunstwerkstatt gestoßen“, erzählt der Hobby-Snowboarder. Hier war man von der Idee sofort begeistert. Denn, dass Sport auf die Flüchtlingskinder einen positiven Einfluss hat, das habe man bereits bei Breakdance-Kursen festgestellt. „In den Flüchtlingsunterkünften sind die Kinder stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt“, so die Kunstwerkstatt-Leiterin Papamokos. Außerdem seien die Kinder aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen oft aggressiv. „Durch körperliche Aktivitäten können sie diese Aggressionen ohne Gewalt abbauen. Gleichzeitig erlernen sie Disziplin und Fairness.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Anerkennung, die sie durch den Sport erhalten. In der Schule würden die Kinder oft ausgegrenzt und sind mit ihren Leistungen im Rückstand. Durch sportliches Können erhalten sie plötzlich bewundernde Blicke der Mitschüler und bauen so Selbstbewusstsein auf.

Wie bei den meisten sozialen Projekten, ist auch im Falle von „cross the border“ das Geld knapp. „Die Anfangsfinanzierung für die Skate- und Snowboardkurse ist zum Glück bereits gesichert. Wir möchten die Aktion jedoch langfristig durchführen, um den Kindern Kontinuität zu bieten und sind deshalb nach wie vor auf der Suche nach Unterstützung“, so Papamokos. Nicht zuletzt deshalb, habe man sich auch so über den „Shredivate!-Award“ gefreut, mit dem das Projekt im Rahmen der diesjährigen Sportmesse ISPO vor kurzem ausgezeichnet wurde. Der Award wird jedes Jahr an Projekte vergeben, die es schaffen, Menschen für den Boardsport zu begeistern. „Als Preisträger hatten wir die Möglichkeit, uns mit einem Stand auf der Messe zu präsentieren. Ideal, um neue Sponsoren zu gewinnen”, berichtet Papamokos. „Wir konnten viele Kontakte knüpfen und einige Hersteller haben zugesagt uns mit Ausrüstung und auch finanziell zu unterstützen.“

Weitere Informationen zu den Vereinen gibt es im Internet auf www.grenzenlos-frei.de und www.brick-ev.de

Von Sara Austen

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Artikel vom 23.02.2011
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