Denkmaltag: Verkehrswege damals & heute

München · Ohne Floß nix los

Die Isarbrücke 1493 mit der Straße zum Isartor und die Untere Lände mit den Holzstapelplätzen, festgehalten von Michael Wolgemut. Bild: aus „Flößerei und Holztrift in München“, Franz Schiermeier Verlag

Die Isarbrücke 1493 mit der Straße zum Isartor und die Untere Lände mit den Holzstapelplätzen, festgehalten von Michael Wolgemut. Bild: aus „Flößerei und Holztrift in München“, Franz Schiermeier Verlag

München · Am 15. September endet die Saison für die beliebten Floßfahrten von Wolfratshausen nach München. Was heute feucht-fröhlich zum reinen Vergnügen stattfindet, war noch vor hundertfünfzig Jahren lebensnotwendig für die Landeshauptstadt. Der Anschluss an die große weite Welt, das war für München über Jahrhunderte der wilde Gebirgsfluss.

Welche Spuren das bis heute hinterlassen hat, das zeigt der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“ zum Thema „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“ am Sonntag, 12. September. 42 Führungen in und um München dieses Jahr statt (alle Führungen unter www.tag-des-offenen-denkmals.de), alle kostenlos und überwiegend zu Themen und Orten, die sonst so nicht zugänglich und bekannt sind.

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Etwa die Geschichte(n) rund um eine der wichtigsten Handelswege der Stadt: die Isar und ihre Brücken. Ob Wein aus Rom, Sommerbier aus Tölz oder Münchner jeden Montag auf der Reise nach Wien, alles geschah per Floß – „für die unberechenbare Isar mit ihren schnell wechselnden Wasserständen war das die beste Möglichkeit“, erklärt Franz Schiermeier, der mit dem Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt diverse interessante Führungen für Sonntag organisiert hat: Um 10 Uhr geht es um den Auer Mühlbach als Lebensader für Handel und Gewerbe, um 12 Uhr zeigt Schiermeier die Spuren von Flößerei und Holztrift an der Unteren Lände und eine Führung zu den innerstädtischen Brücken beginnt um 15 Uhr. „Die hatten eine gigantische Bedeutung früher, die man auf den ersten Blick heutzutage gar nicht mehr wahrnimmt“, meint Schiermeier. „Was heute selbstverständlich ist, nämlich dass Stadtteile aneinanderwachsen, war etwa bei der Reichenbachbrücke ein langer Kampf. Die Bürger aus der Au waren ohne sie ausgeschlossen und hatten einen langen Weg in die Stadt“.

Treffpunkt für alle Führungen ist am Infostand an der Ludwigsbrücke, an dem es auch Broschüren und Hintergrundinfos zur Isar damals und heute gibt, darunter das für den Denkmaltag von Franz Schiermeier herausgegebene kostenlose Büchlein „Flößerei und Holztrift in München“. „Vor 1900 war München Europas größter Floßhafen, zwischen Ludwigs- und Maximiliansbrücke“, erzählt Schiermeier. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, im Jahr 1864 etwa erreichten 11.145 davon die Stadt.“ Danach nahm die Bedeutung der Flößerei nach und nach ab, die Eisenbahn übernahm den Waren- und Personentransport.

Der Hauptbahnhof München wurde im 19. Jahrhundert zur Drehscheibe und zum zentralen Mittelpunkt des Eisenbahnverkehrs in Bayern. Menschenverachtende Transporte in den Osten wiederum prägten die Zeit zwischen 1933 und 1945. All das will eine Führung um 10 Uhr zeigen. Treffpunkt: Holzkirchner Bahnhof, Ecke Bayerstraße/Paul-Heyse-Straße.

Und auf die Spurensuche nach Überbleibseln stillgelegter Bahnstrecken, also Bahntrassen, Gleise und Gebäude begibt sich eine auch für Kinder geeignete vierstündige Radltour durch den Münchner Norden und seine Geschichte als Industriestandort. „Viele Gleisverbindungen wurden mittlerweile zu schönen Radlwegen mit viel Grün drumrum umgewandelt, freut sich Leo Meyer-Giesow, zweiter Vorsitzender des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart (BA 11), der die Führung gestaltet. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Wendeschleife der Tram 27 am Petuelring.

Und wie die Münchner die weite Welt entdeckt haben ab den 1950-er Jahren, mit Wohnmobil, VW-Bus oder Ford Transit, das ist zu sehen beim Oldtimertreffen von 11 bis 16 Uhr vor dem Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe.

Von Michaela Schmid

Artikel vom 09.09.2010
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