So seh ich das, Redakteurin Heike Woschée zum Thema

Zum Thema: Wer denkt an die Opfer?

Boxtraining für straffällige Jugendliche, Ausflüge und Gesprächsrunden – wie diese Maßnahmen wohl die Opfer sehen? Der Mann zum Beispiel, der von Simon fast tot geprügelt wurde, aus einem nichtigen Anlass. Wie er das wohl findet, dass sein Peininger zum Kochelsee fährt, und in einem Fitnessstudio trainiert statt für seine Tat bestraft zu werden? Wer spendiert dem Opfer ein Training gegen die Angst, die er wahrscheinlich haben wird? Findet sich da auch jemand, der ihn fördert und unterstützt? Wer weint über seine Geschichte?

Es gibt einen bösen Witz, der meine Sorge ausdrückt, dass nur die Täter im Blick bleiben, nicht aber die Opfer: „Kommen zwei Sozialpädagogen aus der Kneipe und finden davor einen zusammengeschlagenen Mann, vollkommen blutüberströmt, am Boden liegend. Sagt der eine Sozialpädagoge zum anderen: Du, der, der dem das angetan hat, dem müssen wir unbedingt helfen!”

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Bitte nicht falsch verstehen. Nur wer Straftäter therapiert, wird Veränderung bewirken. Aber kann und darf das tatsächlich so ganz ohne Strafe abgehen? In den meisten Fällen hat das Opfer finanzielle Einbußen zu beklagen, weil es sich auskurieren muss und möglicherweise ein Leben lang Angst hat. Da wäre es aus meiner Sicht angebracht, dass die Täter einen Ausgleich schaffen, ihre Schuld abarbeiten und nicht nur ihre Geschichte aufarbeiten. So seh ich das.

Artikel vom 22.07.2010
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